Cannabinoide

Cannabidiol : Benutzung, Dosierung, Wirkung und mehr

Cannabidiol – das pflanzliche Multitalent

Geschichte und Botanik

Der Gebrauch von Bestandteilen der Cannabispflanze hat eine lange Tradition. Es gibt Belege, die 5000 Jahre zurückreichen und bezeugen, dass damals schon in China Teile der Pflanze zur Verarbeitung in Kleidungsstücken und Seilen benutzt wurden. Etwa 1000 Jahre später entdeckte man auch die Heilkräfte und verwendete seitdem Pflanzenteile von Hanf zu medizinischen Zwecken.
Die Pflanze verbreitete sich schließlich über Indien und den Nahen Osten und erreichte so auch Europa und von dort Nord- und Südamerika.
Die Verwendung als Rauschmittel etablierte sich im Rahmen von kultischen Handlungen zuerst in Indien. Mit der Ausdehnung des Islams, wo sich die Pflanze aufgrund des generellen Alkoholverbotes sehr schnell als Ersatzdroge entwickelte, fand eine zunehmende Verbreitung in den islamisierten Ländern statt.
In Europa behielt Hanf lange seinen Status als Kulturpflanze und wurde überwiegend zur Fasergewinnung genutzt. Erst im späten 19. Jahrhundert gelangte die berauschende Wirkung ins Bewusstsein der Menschen, blieb aber lange einem Insiderkreis vorbehalten. Erste zaghafte Versuche Cannabisprodukte zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Naturheilmittel in der Medizin zu etablieren, wurden durch die aufkommende rationalistische Orientierung in der Medizin und den zunehmenden Einfluss der Pharmaindustrie zunichtegemacht.
Der eigentliche Durchbruch in der Bekanntheit kam dann in den 1960er Jahren als der Pharmachemiker Raphael Mechoulam die Cannabinoide entdeckte, zuerst Cannabidiol und ein Jahr später das psychoaktive THC. Das führte schließlich zu einem exorbitanten Anstieg des Cannabiskonsums als Droge in den 1970er Jahren.
Der Entdeckung des gesundheitlichen Potenzials der aktiven Substanzen, vor allem des nicht psychoaktiven Cannabidiols, abgekürzt CBD, hat eigentlich erst in den letzten Jahren stattgefunden. Die Einbeziehung der Wirkstoffe in medizinische Überlegungen führt auch heute noch zu kontroversen Diskussionen obwohl zunehmend Studien und vor allem Erfahrungsberichte die Wirksamkeit belegen oder zumindest nahelegen.
Cannabidiol ist ein Cannabinoid, das heute aus Bestandteilen des Nutzhanfs, botanisch Cannabis sativa, gewonnen wird. Damit gehört es zu den aus Pflanzen stammenden Phytocannabinoiden im Gegensatz zu den im Körper vorkommenden Endocannabinoiden und den synthetisch hergestellten Wirkstoffen. Verwendet werden die Blüten und die oberen Blätter der weiblichen Hanfpflanze, weil sie viel CBD enthalten und nur wenig THC. Eine Rauschwirkung ist dadurch ausgeschlossen und der Kauf und der Konsum sind straffrei möglich. Die wirksamen Bestandteile werden aus der Pflanze extrahiert und liegen zunächst in Form einer inaktiven Säureverbindung (CBDA) vor. Deshalb werden sie im zweiten Schritt in die aktive Form überführt, das reine Cannabidiol.

Biochemie und Pharmakologie

Wie alle Cannabinoide sind die Phytocannabinoide bioaktive Wirkstoffe, die über ein eigens dafür vorhandenes Rezeptorennetzwerk bestimmte Wirkungen im Körper hervorrufen und kontrollieren können. Mechoulam selber ist auf dieses sogenannte Endocannabinoidsystem im Verlaufe der Entdeckung der im Körper produzierten Endocannabinoide gestoßen. Im Gegensatz zu THC, das vorwiegend an den beiden Rezeptortypen dieses Systems aktiv ist, kann Cannabidiol auch andere Sensoren erreichen und damit ein sehr großes Wirkungsspektrum erlangen. Die Wirkmechanismen sind noch nicht vollständig erforscht. Man weiß noch nicht genau, ob THC direkte Wirkungen an den Endocannabinoidrezeptoren 1 und 2 (CB 1 und CB 2) hat oder ob es die Aktivität der körpereigenen Endocannabinoide fördert. Cannabidiol hingegen kann an diesen Rezeptoren nur dann wirksam agieren, wenn dort schon andere Stoffe aktiv sind. In dem Fall wirkt es antagonistisch oder umgekehrt agonistisch und kann die Effekte von THC oder der Endocannabinoide mindern oder die gegenteilige Wirkung erzeugen.
CBD aktiviert den sogenannten Vanilloid-Rezeptor Nr. 1, der bei der Schmerzempfindlichkeit und bei der Empfindung von Schärfe beim Essen eine Rolle spielt. Eine verringerte Schmerz- und eine erhöhte Geschmacksempfindlichkeit sind die Folge.
Durch die Bindung an den 5-HT1A-Rezeptor kann Cannabidiol Angst lösende, neuroprotektive und depressionshemmende Wirkungen auslösen.
Am GRP55-Rezeptor entfaltet CBD eine blockierende Wirkung. Das ist insofern bedeutsam, da man davon ausgeht, dass dieser Rezeptor an der Entstehung und Progression von Krebs beteiligt ist. Es gibt erste Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass die Blockierung oder Hemmung von GRP55 nicht nur antitumoröse Wirkungen bei bestimmten Krebsarten haben kann. Bei bestimmten Epilepsieerkrankungen im Kindesalter ist eine Verbesserung der Symptomatik wissenschaftlich bestätigt.

Wirkungen und Anwendungsgebiete von Cannabidiol

Cannabidiol hat ein sehr großes Wirkungsspektrum. Es ist außerdem das Cannabinoid mit dem größten Gehalt in der Cannabispflanze und praktisch frei von oder arm an Nebenwirkungen. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass CBD in den letzten Jahren immer mehr in den gesundheitlichen Fokus gerückt ist.
Es kann krampflösend wirken bei spastischen Lähmungen, wie sie bei Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose vorkommen. Für dieses Krankheitsbild sind die Effekte nachgewiesen und CBD ist in den USA als Medikament zugelassen. Man geht davon aus, dass diese positiven Auswirkungen auch bei anderen Krankheiten mit tonischen Bewegungsstörungen erzielt werden können, wie zum Beispiel bei der Parkinson Erkrankung.
Durch die antagonistische Beeinflussung am CB-1-Rezeptor kann das Risiko für die Entstehung von Psychosen und Schizophrenie durch THC oder Endocannabinoide verkleinert werden. In dem Fall moduliert Cannabidiol die Auswirkungen der psychoaktiven Substanzen, indem es die Wirkdauer bei niedrigerer Konzentration verlängert.
Bekannt ist auch die grundsätzliche entzündungshemmende Wirkung von Cannabidiol insbesondere bei Magen-Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, sowie bei Asthma, Arthritis und anderen Autoimmunerkrankungen.
Es wirkt sich auch positiv bei Angststörungen aus und kann insbesondere die negativen Folgen von klassischen Krebstherapien wie Übelkeit und Erbrechen reduzieren oder verhindern.
Ein ganz wichtiger und großer Wirkkomplex von Cannabidiol ist das Thema Schmerzreduktion. Die Anwendung kann auf verschiedenen Wegen dazu beitragen, dass das vor allem chronische Schmerzen positiv beeinflusst wird. Auf direktem Wege kann es die aus dem Gehirn absteigenden Bahnen fördern, die hemmende Pulse in die Peripherie bringen, um einen Teil der Schmerzinformationen zu blockieren. Gleichzeitig kann es die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren in einem verletzten oder geschädigten Gewebe herabsetzen, sodass weniger Schmerzimpulse Richtung Zentralnervensystem gesendet werden. Hinzu kommen indirekte Effekte, die zusätzlich zur Reduktion der Schmerzauslösung beitragen. Dazu gehören die Verbesserung des Milieus in den Zellen und Geweben durch die antioxidative Wirkung, die Beschleunigung des Heilungsprozesses bei Verletzungen und Entzündungen und die Lockerung der Muskulatur im betroffenen Gebiet.
Cannabidiol hilft erwiesenermaßen beim Dravet Syndrom und beim Lennox-Gastaut Syndrom. Das sind therapieresistente Epilepsieformen im Kindesalter, die im ersten Fall mit starken und im zweiten mit häufigen Anfällen verschiedenen Typs einhergehen. Die Einnahme von CBD hat bei beiden Krankheiten einen signifikanten Rückgang der Anfallshäufigkeit und –schwere bewirkt und ist deshalb in vielen Bundesstaaten der USA als Arzneimittel zugelassen. Derzeit wird mit Hochdruck überprüft, ob die Ergebnisse auf andere Epilepsieformen auch bei Erwachsenen übertragen werden können. In Europa sind es vor allem Eltern von betroffenen Kindern, die auf die legale Zulassung geeigneter Cannabidiol-Präparate als Arzneimittel drängen.
Grundsätzlich schreibt man Cannabidiol eine Zellschutzwirkung zu und es verdichten sich die Anzeichen, dass dadurch positive Effekte bei bestimmten Krebserkrankungen erzielt werden. Das kann sowohl eine Verlangsamung der Progression als auch eine Unterstützung der Heilung sein.

Nebenwirkungen von Cannabidiol

Grundsätzlich sind CBD-Präparate ohne oder arm an Nebenwirkungen. Im Gegensatz zu THC werden keine psychoaktiven Effekte ausgelöst. Zu Beginn einer Einnahme oder bei sehr hoher Dosierung können Symptome wie Benommenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Durchfall auftreten. In der Regel verschwinden die Reaktionen nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr schnell wieder. Hohe Konzentrationen können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Deshalb sollte bei gleichzeitiger Einnahme von klassischen pharmazeutischen Produkten immer ein Arzt konsultiert werden.

Anwendung, Verwendung und Produktkategorien

Es gibt Cannabidiol in verschiedenen Anwendungsformen, die entweder kein oder nur wenig THC enthalten. In Deutschland liegt die Obergrenze THC-Gehaltes bei 0,2 %. Deshalb fallen Cannabidiol-Produkte, die diese Voraussetzung erfüllen, nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und können als Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetika verkauft werden. Unter gewissen Voraussetzungen hat ein Arzt aber auch die Möglichkeit, ein Rezept für CBD auszustellen. Das ist im Rahmen einer Begleittherapie bei schwerwiegenden Erkrankungen und daraus resultierenden starken Schmerzen möglich. In der Praxis erfolgt das häufig als Ergänzung zur klassischen Schmerzmedikation bei Krebserkrankungen. Eine grundsätzliche Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist möglich. Dazu sollte am besten vor der Ausstellung des Rezeptes die Genehmigung eingeholt werden. Andererseits ist aber auch eine Kostenerstattung im Nachhinein möglich.
Aufgrund der zunehmenden Bekanntheit des gesundheitlichen Potenzials ist Cannabidiol in verschiedenen Darreichungsformen in vielen Onlineshops, zunehmend aber auch in Apotheken und Läden vor Ort zu kaufen.
Der Klassiker unter den Produkten ist CBD Öl, dass idealerweise per CO2 Druckverfahren extrahiert werden sollte, weil dann nicht nur das Cannabidiol schonend gewonnen wird, sondern auch andere Cannabinoide und weitere bioaktive Pflanzenwirkstoffe. Der so gewonnene Extrakt wird in verschiedenen Konzentrationen mit einem Öl gemischt, das einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren enthält. Es kommt dann als Vollspektrumöl auf den Markt und enthält klassisch 2, 5 oder 10 % CBD, die Konzentration kann aber auch höher sein. Es kann mit Flüssigkeit oder der Nahrung eingenommen werden. Am besten resorbiert wird es aber, wenn einige Tropfen unter die Zunge gebracht, dort eine Zeit lang verbleiben und schließlich geschluckt werden. Die Wirkstoffe können so direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Grundsätzlich gilt hier wie bei allen anderen Anwendungen, dass Anfänger sich langsam einschleichen sollten. Es wird empfohlen mit der 2 oder 5%igen Lösung anzufangen und davon 2 Mal am Tag 3 Tropfen zu sich zu nehmen. Nach einer Woche kann die Aufnahme dann je nach Wirkung und Bedarf angepasst werden.
Eine gute Alternative für diejenigen, die den mitunter bitteren Geschmack des Öls nicht ertragen können, sind CBD Kapseln, die es auch in verschiedenen Konzentrationsstärken gibt. Sie werden mit Flüssigkeit geschluckt und können nach Freisetzung im Verdauungstrakt ihre Wirkung entfalten. Das dauert etwas länger als beim ÖL, ist aber für unterwegs eine einfache und praktikable Lösung.
Die reinste Anwendungsform von Cannabidiol sind Kristalle. Sie werden auch durch CO2-Extraktion hergestellt, bestehen zu annähernd 100 % aus CBD und enthalten kein THC. Sie können auf verschiedenen Wegen eingenommen werden, entweder klassisch wie das Öl, verdampft in E-Zigaretten oder geraucht in Tabakmischungen und im Bong. Aufgrund der hohen Konzentration sind Kristalle eher für erfahrene CBD-Konsumenten geeignet. Anfänger sollten zuerst mit dem Öl beginnen, bevor sie auf die kristalline Form umsteigen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Konzentration von Ölen mit dem Kristallpulver zu erhöhen.
Seitdem das Rauchen von nikotinhaltigen Produkten immer mehr unter Verruf geraten ist, haben sich E-Zigaretten und Vaporizer zum Dampfen stark entwickelt. Für diese Geräte gibt es Cannabidiol in einer flüssigen Lösung als E-Liquid. Diese wird in den Tank des Dampfers eingefüllt, anschließend aufgeheizt und dann geraucht und verdampft. Auch über diesen Weg kann CBD seine positiven Wirkungen im Körper entfalten. Allerdings stehen dem die gesundheitlichen Bedenken bezüglich des Rauchens gegenüber. Auch bei dieser Anwendungsform steht der Grundsatz im Vordergrund, dass man langsam beginnen und erst nach einiger Zeit die Dosierung anpassen sollte.
Cannabidiol wird zunehmend als Kosmetikum in Cremes zur Hautpflege verwendet. Es entfaltet damit eine vorwiegend lokale Wirkung bei trockener, rissiger Haut, bei Hautunreinheiten, aber auch bei Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte und anderen Entzündungsprozessen. Meistens wird das CBD für die Creme mit hochwertigen Ölen vermischt und das fertige Produkt als Pumpflasche angeboten, wodurch eine gezielte und verbrauchsarme Dosierung gewährleistet ist.

Studien

Die Studienlage zur gesundheitlichen Wirkung von Cannabidiol ist nicht eindeutig, da es noch nicht genügend Langzeitstudien mit einer hohen Stichprobe gibt. Für einige spezifische Krankheitsbilder gibt es kleinere Studien, die eine signifikante Wirkung von CBD aufzeigen und wie im Fall des Dravet-Syndroms oder der Lösung von Spastiken bei MS dazu geführt haben, dass CBD-Präparate als Arzneimittel zugelassen wurden und ärztlich verschrieben werden können. Momentan laufen einige vielversprechende Untersuchungen mit einer hohen Teilnehmerzahl und der entsprechenden Dauer. Einige Teilergebnisse deuten darauf hin, dass sich das enorme gesundheitliche Potenzial von Cannabidiol zu bestätigen scheint. Die Endergebnisse vieler dieser Studien sind in der nächsten Zeit zu erwarten.

Legalität

Die Rechtslage zum Verkauf, zum Erwerb und zum Konsum von Cannabidiol-Produkten in Deutschland ist nicht eindeutig definiert. Konkret bedeutet dies, dass es bisher keine generelle Zulassung gibt. Unter der Voraussetzung, dass der THC-Gehalt in den Präparaten 0,2 % nicht überschreitet, werden der Vertrieb und der Genuss aber geduldet.

Fazit

Die Cannabispflanze enthält sehr viel Cannabidiol, das wegen seines riesigen Potenzials immer mehr nachgefragt wird, vor allem von Menschen, die therapieresistente, gesundheitliche Probleme haben. Es etabliert sich immer mehr im medizinischen Bereich, auch weil es im Gegensatz zu THC keine berauschende Wirkung hat und sehr nebenwirkungsarm ist. Schon bestehende und laufende Studien belegen immer mehr die vielfältigen positiven Wirkungen, die Cannabidiol für die Gesundheit und die Verbesserung der Lebensqualität haben kann.

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