Cannabinoide

Das Endocannabinoid System richtig verstehen

Das Endocannabinoid System

Was ist das Endocannabinoid System?

Der Begriff Endocannabinoid setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, die hinsichtlich der Bedeutung sehr aussagekräftig sind. Endo kommt aus dem Griechischen und ist die Abkürzung von endogen, was so viel bedeutet wie aus dem Inneren oder aus dem eigenen Körper kommend. Cannabinoide sind bioaktive Wirkstoffe aus der Cannabispflanze, die in den 1960er Jahren entdeckt wurden und als Phytocannabinoide bezeichnet werden. Einige Jahre später haben wissenschaftliche Forschungen die Existenz körpereigener Cannabinoide enthüllt. Sie werden Endocannabinoide genannt. Die bekanntesten Vertreter dieser Stoffklasse sind das sogenannte Anandamid, nach dem Sanskritwort Ananda für Glückseligkeit benannt, und das 2 AG abgekürzte 2-Aeachidonoylglycerin. Es gibt noch viele andere Endocannabinoide, allerdings ist ihre Funktion weitgehend noch nicht erforscht. Die Entdeckung dieser Substanzen legte für die Forscher den Schluss nahe, dass es für diese im Körper produzierten Botenstoffe auch ein System geben muss, über das sie ihre Informationen weiter geben können. Die weitere Suche führte dann auch folgerichtig zur Entdeckung des Endocannabinoid Systems.
Die außerordentliche Wirkung der Cannabinoide über dieses Rezeptorensystem wurde sehr schnell erkannt, nicht zuletzt wegen der psychoaktiven Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC), dass nach seiner Entdeckung in den 1970er Jahren einen zweifelhaften Ruf als Rauschdroge erwarb. Das führte dazu, dass Wissenschaftler und die Pharmaindustrie ihre Bemühungen sehr schnell in die Entwicklung und Herstellung synthetischer Cannabinoide setzte, mit raschem Erfolg.
Die Gesamtheit des Endocannabinoid Systems ist Bestandteil des Nervensystems. Es besteht aus einer Vielzahl von Rezeptoren, die über den ganzen Körper verteilt sind, in manchen Regionen aber in einer höheren Konzentration vorkommen.

Die Rezeptoren des Endocannabinoid Systems

Rezeptoren sind Proteine oder Proteinkomplexe, die in der Zellmembran sitzen und zur Übertragung von Signalen dienen. Besonders häufig sind sie an Nervenendigungen zu finden, wo sie auf spezifische Reize reagieren. Sie funktionieren nach dem sogenannten Schlüssel-Schloss-Prinzip. Wirkstoffe, die genau in die Andockstellen eines Rezeptors passen, öffnen entweder Rezeptorkanäle oder erschweren die Öffnung. In den Cannabinoidrezeptoren erzeugen die Substanzen von Phyto-, Endo- oder synthetischen Cannabinoiden solche Reaktionen. Entweder wirken sie agonistisch, das heißt sie haben einen fördernden Effekt auf den Rezeptor. Der Reiz löst in dem Fall die Ausschüttung eines Transmitters aus, der eine chemische Reaktion initiiert, die zur Weiterleitung des Signals und nachfolgend zu einer Reaktion führt. Oder sie wirken antagonistisch, was bedeutet, dass sie den Einfluss der Agonisten am Rezeptor reduzieren oder komplett hemmen. Die Nachfolgewirkung wird dadurch entweder gänzlich unterdrückt oder abgeschwächt.
Bisher hat man im Endocannabinoid System zwei Rezeptorentypen identifiziert und ihre Wirkungen näher untersucht. Das ist zum einen der Endocannabinoid Rezeptor 1 (CB 1). Er befindet sich hauptsächlich in bestimmten Hirnregionen, im Rückenmark und im Nervensystem des Darms. Bis heute sind noch nicht alle Vorgänge an diesem Rezeptor erforscht, man weiß aber, dass er außer durch Endocannabinoide auch durch bestimmte Phytocannabinoide erregt wird. Auf dieser Basis entsteht die durch THC hervorgerufene psychoaktive Wirkung im Gehirn. Allerdings ist noch nicht endgültig geklärt, ob dieser Effekt direkt durch das Cannabinoid hervorgerufen wird oder indirekt durch eine Verstärkung des Reizes eines Endocannabinoids wie dem Anandamid. Cannabidiol (CBD), das in der Cannabispflanze am häufigsten vorkommende Cannabinoid, bindet nur schwach an CB 1 und ruft eine antagonistische Reaktion hervor, aber nur dann, wenn dort schon ein anderer Botenstoff aktiv ist. Dadurch moduliert es die Signalwirkung der psychoaktiven Substanzen und kann die Intensität von Rauschzuständen mindern.
Der Cannabinoid Rezeptor 2 (CB 2) befindet sich im peripheren Nervensystem und in den Zellmembranen von Immunzellen und Zellen, die für den Auf- und Abbau von Knochensubstanz zuständig sind. Eine Aktivierung kann eine Stärkung des Immunsystems bewirken, indem die Immunreaktion bei Entzündungen forciert wird. Genau wie CBD entfaltet THC an diesem Rezeptor eine physiologische Wirkung und beweist damit, dass es vielmehr ist als eine berauschende Droge.
Cannabidiol benutzt neben den bisher genannten noch weitere Rezeptoren, die wahrscheinlich dem Endocannabinoid Systems zugeordnet werden können. Dazu gehören die sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren (GPR18, GPR119 und GPR55) und andere. Das ist ein Grund für das enorme gesundheitliche Potenzial dieses Wirkstoffes. Weitere Forschungen müssen noch Klarheit in diese Zusammenhänge bringen.

Funktionen und Wirkungen des Endocannabinoid Systems

Die großflächige Verbreitung der Rezeptoren des Endocannabinoid Systems im Körper und die hohe Konzentration in bestimmten Arealen sind ein Indiz für das große Wirkpotenzial dieser Struktur. Neuere Forschungen haben belegt, dass bei bestimmten Erkrankungen wie Parkinson, Arthritis und chronischen Schmerzsyndromen höhere Endocannabinoidwerte in den betroffenen Geweben vorzufinden sind. Außerdem weisen Tumorzellen eine höhere Dichte an Cannabinoidrezeptoren auf. Beide Forschungsergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Endocannabinoid Systems bei der Wiederherstellung der Homöostase in erkrankten Strukturen.
Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse belegen die positiven Auswirkungen dieser Regulationsprozesse auf bestimmte Erkrankungen. Das Endocannabinoid System wirkt in diesem Zusammenhang als Vermittler und Modulator bei der Informationsweitergabe und hilft dadurch, das gesundheitliche Gleichgewicht wieder herzustellen. Bei folgenden physiologischen oder psychischen Prozessen entfalten Cannabinoide ihr regulatorisches Potenzial.

  • Stimmungsschwankungen
  • Appetitstörungen
  • Schmerzen verschiedener Art, insbesondere chronische Schmerzen
  • Stärkung des Immunsystems
  • Neuroprotektion
  • Förderung des Zellaufbaus
  • Störungen des Zell- und Organstoffwechsels
  • Gedächtnisstörungen
  • Entzündungen
  • Verdauungsprobleme
  • Hauterkrankungen
  • Harmonisierung des Muskeltonus, Lösung von Spastiken
  • Autoimmunerkrankungen
  • Psychische Dysfunktionen

Fazit

Die zunehmende Erkenntnis, dass das Cannabinoid System eine wichtige medizinische Rolle bei der Bekämpfung von vielen Erkrankungen spielen kann, hat dazu geführt, dass es zunehmend in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung geraten ist. Auch wenn aufgrund der Komplexität noch nicht alle Vorgänge bis ins Detail erforscht sind, verstärkt und festigt sich die Einsicht, dass verschiedene Substanzen, die das Endocannabinoid System beeinflussen, eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Behandlungsmethoden darstellen. Es zeigt sich auch, dass nicht mehr nur die medizinische Anwendung von Cannabisprodukten im Vordergrund steht, sondern auch Präparate Bedeutung gewinnen, die als Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden. Sie haben den Vorteil, dass sie ohne Rezept zugänglich und sehr arm an Nebenwirkungen sind. Diese Produkte haben sich in der letzten Zeit sehr stark am Markt etabliert und es kommen immer mehr Erfahrungsberichte von den Nutzern zurück, die ihre positiven Effekte belegen.

 

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