Cannabinoide

Cannabinoide- das Wundermittel der Hanfpflanze

Cannabinoide, Pflanzenstoffe mit unglaublichem Potenzial

Was sind Cannabinoide?

Cannabinoide sind bioaktiv wirksame Substanzen, die verschiedenen Ursprungs sein können. Die Phytocannabinoide stammen von Pflanzen und sind vor allem im weiblichen Hanf zu finden. Der israelische Forscher Raphael Mechoulam hat die aktiven Bestandteile der Hanfpflanze in den 1960er Jahren entdeckt und begonnen ihre Strukturen und Funktionen zu entschlüsseln. Als erstes gelang ihm das beim psychoaktiven Tetrahydrocannabinol, auch bekannt als THC. Bis heute sind über 80 Phytocannabinoide der Cannabispflanze bekannt, bei vielen fehlt aber noch eine vollständige Beschreibung. Sehr schnell wurde die Industrie auf die aktiven Wirkstoffe aufmerksam und begann THC und andere Cannabisstoffe nachzubauen und synthetisch zu generieren, um sie für Forschungszwecke zu nutzen. Die dritte Quelle für Cannabinoide ist der Körper selber. Die Entdeckung, dass es diese körpereigenen Endocannabinoide gibt, hat für die Forscher nahe gelegt, dass es auch ein spezifisches System geben muss, an dem die Substanzen ihre Wirkung entfalten können. Die weitere Suche führte schließlich zur Entdeckung des Endocannabinoidsystems.

Was ist das Endocannabinoidsystem?

Bioaktive Substanzen benötigen Schaltstellen, sogenannte Rezeptoren, um ihre Informationen zu übertragen. Genau daraus besteht das Endocannabinoidsystem. Die Rezeptoren sind über den ganzen Körper verteilt und so aufgebaut, dass sie spezifisch auf Cannabinoide reagieren. In einigen Regionen ist eine höhere Rezeptordichte zu beobachten. Die bekanntesten und bis heute am besten erforschten Rezeptortypen sind der Endocannabinoid Rezeptor 1 (CB 1) und Endocannabinoidrezeptor 2 (CB 2). Der erstgenannte befindet sich im Zentralnervensystem und in der Peripherie, besonders im Nervensystem des Darms. CB 2 sitzt auf den Zellmembranen von Immunzellen und von Zellen, die für den Knochenaufbau und -abbau zuständig sind. Beim Andocken an einem Rezeptor können Cannabinoide grundsätzliche 2 verschiedene Reaktionen hervorrufen. Entweder sie wirken fördernd und lösen die Freisetzung eines Transmitters aus, der in der nachfolgenden Zelle eine Reaktion und Wirkung hervorruft. Oder sie wirken hemmend und die Ausschüttung von Transmittern und die daran gekoppelte Reaktion werden erschwert. Bei manchen Substanzen wie zum Beispiel beim Cannabidiol sind sogar beide Effekte möglich, abhängig von der Konzentration am Rezeptor.

Die wichtigsten Cannabinoide und ihre Wirkungen

Tetrahydrocannabinol

Das bekannteste und am besten untersuchte Cannabinoid ist Tetrahydrocannabinol. Viele kennen es aus eigener Erfahrung oder aus Diskussionen in den Medien als Bestandteil von Joints und der berauschenden Wirkung. Diese beruht vor allem darauf, dass die psychoaktiven Wirkstoffe die CB 1 Rezeptoren im Gehirn stimulieren. Die Benutzer können sich dadurch sehr schnell besser fühlen, die Stimmung kann bis zur Euphorie gesteigert werden. Dazu kommen bewusstseinserweiternde Effekte und eine gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit. Die Einnahme einer hohen Dosis mit einer hohen Frequenz über einen längeren Zeitraum kann negative körperliche und psychische Folgen haben und abhängig machen. Bei Jugendlichen besteht ein erhöhtes Risiko, durch den Konsum eine Psychose zu entwickeln.
Aus diesem Grund unterliegt THC in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz, der Erwerb und die Nutzung sind nicht erlaubt. Das Gleiche gilt auch für die oxidierte Form, das Cannabinol.
Allerdings gibt es auch eine Ausnahme von der gesetzlichen Regelung, denn in der letzten Zeit hat man in der Medizin das erstaunliche therapeutische Potenzial von THC wieder erkannt. Deshalb ist es heute in Deutschland möglich, dass der Wirkstoff nach eingehender Prüfung und Begründung ärztlich verschrieben werden kann. Diese Praxis wird immer häufiger bei chronischen Schmerzpatienten angewendet, die resistent gegen die bisherigen Therapien sind. Darüber hinaus werden THC noch viele andere positive Wirkungen nachgesagt, die einerseits noch Gegenstand der Forschung sind, andererseits aber zunehmend Eingang in die medizinische Praxis finden.
Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, Übelkeit zum Beispiel im Rahmen einer Chemotherapie zu mindern.
Darüber hinaus ähneln sich die Wirkungen der wichtigsten Cannabinoide, die bisher Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen sind. Ein erheblicher Unterschied besteht allerdings in der Dosierung.
Zusammengefasst lassen sich folgende Wirkungen auflisten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, weil durch die laufenden Forschungen immer wieder neue Erkenntnisse über das Wirkungsspektrum der Cannabinoide hinzukommen.

Entzündungshemmung
Nervenschutz
Antioxidantisch
Muskellockerung
Lösen von Spastiken
Förderung von Entspannung
Schutz und Wachstumsförderung von Nervenzellen
Appetitanregung
Unterstützung bei Krebstherapien

Cannabidiol

Cannabidiol, abgekürzt CBD, rückt immer mehr in den Fokus bei Anwendern, weil ihm einerseits ein hohes gesundheitliches Potenzial zugeschrieben wird, es andererseits aber keine psychoaktive Wirkung hat. Bei gleichzeitiger Einnahme kann es sogar die rauschartige Wirkung von THC abmildern und vor psychotischen Effekten schützen. Der Vertrieb und die Nutzung werden in Deutschland geduldet, obwohl keine eindeutige Rechtsprechung zur Legalität vorliegt, außer der Maßgabe, dass der THC-Gehalt nicht höher als 0,2 % liegen darf. Aufgrund dieser rechtlichen Praxis haben sich in der letzten Zeit immer mehr Onlineshops und Läden in den Städten etabliert, die CBD in verschiedenen Darreichungsformen anbieten und damit dazu beitragen, dass immer mehr Erfahrungen der Benutzer zum Wirkungssektrum gesammelt werden können. Auch das kann ein wichtiger Beitrag sein, um die bisherigen positiven Forschungsergebnisse zu bestätigen.

Cannabichromen

Cannabichromen ist das Cannabinoid, das am dritthäufigsten im Hanf vorkommt. Es hat ähnliche Wirkungen wie CBD, allerdings wirkt es nur in Verbindung mit THC schmerzlindernd.

Synthetische Cannabinoide

Synthetische Cannabinoide wurden schon kurz nach der Entdeckung von THC in den 1960er Jahren von der Pharmaindustrie entwickelt und hergestellt und waren zunächst nur zu Forschungszwecken gedacht. Aufgrund des hohen Potenzials hat man versucht diese Wirkstoffe in der Schmerztherapie zu etablieren, ist aber wegen verschiedener Schwierigkeiten wieder von diesem Vorhaben abgerückt. Synthetische Cannabinoide sind in ihrer Wirkungsweise dem THC sehr ähnlich. Sie benutzen im Cannabinoidsystem vor allem den Cannabinoidrezeptor 1 und entfalten damit ihre psychoaktive Wirkung, die allerdings viel höher ist als bei der pflanzlichen Variante. Am bekanntesten sind die Naphthoylindole, zum Beispiel mit den Abkürzungen JHW-017, JHW-073 und JHW-0398. Gegen Mitte und Ende der 2000er Jahre rückten sie auch in den Fokus der Konsumenten und erlangten 2008 eine fragwürdige Berühmtheit im Laufe des Skandals um Spice. Die Hersteller hatten das Produkt als reine Kräutermischung auf den Markt gebracht und den Zusatz von synthetischen Cannabinoiden verschwiegen. Die zum Teil sehr intensiven psychoaktiven Effekte führten sehr schnell dazu, dass das Präparat verboten und vom Markt genommen wurde.
Insgesamt ist die Wirkung von synthetischen Cannabinoiden deutlich stärker als die von THC und kann bei falscher Dosierung auch lebensgefährlich sein, insbesondere für unerfahrene Nutzer. Hinzu kommt, dass oft nicht erkennbar ist, wie hoch der wirkliche Gehalt im Rahmen von Kräutermischungen ist und damit die Wirkung überhaupt nicht abzuschätzen.

Cannabinoide in der Schmerztherapie

THC und Medizinalhanf haben inzwischen Einzug in die Schmerztherapie gehalten, obwohl die Studienlage noch nicht eindeutig ist. Bisherige Erkenntnisse zeigen positive Wirkungen bei neuropathischen Schmerzen und Wirkungsansätze bei neurologischen und Magen-Darm-Erkrankungen. Allerdings fehlen bisher Langzeitstudien mit einer ausreichend großen Stichprobe, um wissenschaftlichen Kriterien Stand zu halten. Dennoch hat es offiziell Einzug in die ärztliche Praxis gehalten als wichtige Komponente bei chronischen Schmerzsyndromen, die sich als therapieresistent erwiesen haben. Ärzte können nach eingehender Untersuchung und Begründung zum Beispiel im Rahmen einer Begleittherapie bei krebsbedingten oder anderen schwerwiegenden Erkrankungen, die Einnahme von Cannabisprodukten zur Schmerzreduktion oder zur Reduzierung von Begleitsymptomen rezeptieren. Zur Anwendung können Cannabisprodukte wie THC zum Rauchen öder Ölmischungen aus CBD und THC oder medizinische Produkte mit synthetischen Cannabinoiden wie Nabilon kommen. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist grundsätzlich möglich, wenn ein entsprechender Antrag vorliegt und gewisse Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Die Genehmigung sollte vor dem Arztbesuch vorliegen. In der Realität tun sich die meisten Ärzte und die Kassen allerdings noch schwer mit der Akzeptanz. Das liegt einerseits an der mangelnden Kenntnislage und andererseits auch an den unklaren rechtlichen Regelungen.

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Cannabinoiden hängen einerseits von dem verwendeten Produkt ab, andererseits aber auch von der Verwendungsart und der Dosis sowie von der Häufigkeit und der Dauer der Einnahme.
Zu beobachten sind Müdigkeit und Schwindel, Mundtrockenheit und psychische Effekte. In den meisten Fällen entwickelt sich relativ schnell eine Toleranz und die Symptome bilden sich zurück. Bei freiem Konsum spielen auch das Lebensumfeld und die Lebensgewohnheiten eine wichtige Rolle, besonders bei übermäßigem Konsum und psychischen Problemen.

Fazit

Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Cannabinoide ein unglaubliches medizinisches Potenzial haben. Das zeigt nicht nur die bisherige Studienlage, sondern auch die unendliche Zahl von positiven Reviews von Konsumenten mit gesundheitlichen Problemen. Ein erster wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur medizinischen Nutzung ist die Zulassung der ärztlichen Verordnung bei schwerwiegenden Erkrankungen. Vor diesem Hintergrund bleibt zu hoffen, dass die entsprechenden Forschungen in der nächsten Zeit aussagekräftige wissenschaftliche Erkenntnisse im Rahmen von Langzeitstudien erbringen werden.

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